Ove, Ralf und ich waren Sa/So, wie rd. 100 andere, der Einladung des Freifunk Rheinland e. V. nach Herne zu den Routing-Days gefolgt. Ein Rückblick.

Nach einem kleinen Navi-Foobar (Mont-Cenis-Platz 1 ist eben nicht Mont-Cenis-Straße 1 — aber hey, Samstag morgen um 8:30 fehlerfrei ein Navi zu programmieren ist so leicht nun auch wieder nicht ;)), kamen wir quasi pünktlich um 10 bei der Akademie an. Registrations-Foo war recht simpel, und gegen 10:30 ging’s dann am Samstag los.

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Start am Samstag morgen.
Erst einmal war ein Test zu absolvieren ;-)

Damit sollten die Arbeitsgruppen für die »Labs«, also die Hands-On-Abschnitte, ermittelt werden. Je vier Teilnehmer hatten vier Linux-VMs als Router zur Verfügung und es sollte Aufgaben geben, sie die Gruppen dann bearbeiten sollten. Recht cool, und bis hierhin auch ziemlich professionell aufgezogen.

IMG_20160206_131952_1454870155295_Die Aufgabe am Samstag war initial, Loopback-Adressen auf den Routern zu konfigurieren und dann per statischem Routing im Mininetz bekannt zu machen. Ziemlich viel Tipparbeit, aber soweit machbar.

Leider zog sich das allgemeine Erfolgserlebnis hin, einige Gruppen waren schneller, andere leider … weniger flott. Hier hätte man rückblickend moderierend eingreifen können (und sollen), denn im Internet – das Motto lautete ja »Learn to build the Internet« – routet man schon länger nicht mehr statisch.

Im Endeffekt konnte die »Labsession OSPF« erst nach dem Abendessen, gegen 19 Uhr starten — eigentlich wurden wir da schon in der Bar der Akademie erwartet ;) Nunja, somit gab’s dann sechs kleine Biere für uns drei und die Stunde OSPF-Praxis ging locker vorbei.

Bis auf besagte Längen war Tag eins recht angenehm, die vorbereiteten Übungen nachvollziehbar. Daß die Zapfanlage in der Bar schon um 23:30 abgeschaltet wurde, war etwas schade, aber das After-Work-Net­wor­king bis dahin war gut ;)

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Start am Sonntag morgen.
Frühstück und Schlüsselabgabe waren am Sonntag bis 9:00 zu erledigen, um 9:00 sollte auch Tag 2 beginnen …

Irgendwie startete die Session aber erst gegen 9:30, und die erste Aufgabe zu BGP – wir sind nun ein AS, haben zwei ISPs und sollen unsere neuen Borderrouter 1 und 2 an ISP A und B per BGP mit bird anbinden, schließlich dann Router anderer Gruppen anpingen – war eher ein Desaster. Irgendwas klappte wohl bei der Vorbereitung nicht so richtig, und erst nach dem, vorgezogenen, Mittagessen wurde die URL zur Aufgabe kommuniziert. Rückblickend leider, in dem Moment aber lustig, wurde das Google-Docs-Dokument »etwas« … sagen wir, »kreativ verschönert«.

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Zu viel Leer­lauf er­gibt über­schieß­en­de Ener­gie …

Das fanden die Organisatoren weniger lustig, aber ich denke, beide Seiten, schwer beschäftigte Organisatoren und eher leer drehende Teilnehmer, waren an dieser Stelle am Ende ihrer Kräfte.

Die eBGP-Aufgabe war dann eher komplex. Falsche AS-Nummern im Dokument (welches einige nach dem Graffiti-Vorfall als PDF gespeichert hatten, somit Änderungen nicht mehr mitbekamen), Aufgaben wie »Konfiguriere die eBGP Sitzungen auf R1 und R2!« mögen für bird-Adepten ja trivial sein, mehr als ein Teilnehmer guckte aber erst einmal Fragezeichen in die Luft — wenn man schon keine Demo-Konfiguration mit kleinen Fehlern, wie bei OSPF, bereitstellen will, wäre der Link auf die bird-Doku imho das Mindeste.

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BGP-Lab vom Sonntag

Syntaxfehler in den Beispielen (»protocol bgp ISP­-A« frißt bird halt nicht, es hätte »_« statt »-« heißen müssen), besagtes Mixup mit den AS-Adressen (Basis 65500 statt 65400, wie konfiguriert), fehlendes »Peering« zwischen ISP-A und ISP-B (somit konnten die Router 1 der Gruppen nur Router 1 anderer Gruppen, dito für Router 2, erreichen), fehlende Redistribution im Gruppennetz (somit hatten Router 3 und Router 4 keine externe Verbindung, die entsprechenden Betreuer keine Aufgaben) wurden nur nach und nach von den Präsentatoren »gelüftet«, oftmals leider nur mit dem lakonischen Hinweis, das es ja nichts brächte, legte man eine fertige Lösung vor. Alles in allem war diese Session wenn irgendwas, dann eher frustrierend :-(

»Schritt 10: Konfiguriere eine LOCAL_PREF von 1000 zu ISP­B (sodass 100% des ausgehenden Traffic über ISP­B euer Netz verlassen)« war ohne OSPF- oder IBGP-Session zwischen Router 1 und Router 2 der Punkt, an dem gefühlt viele ausstiegen. Wir hatten stumpf vollen OSPF-Export zwischen Router 1, 2, 3 und Router 4 aktiviert, damit klappte es bei uns einigermaßen, aber das war eher nicht Sinn der Übung …

Etwas besser war dann das, auch schon arg verspätete, iBGP-Lab, aber die Zeit war schon zu weit fortgeschritten, wir Gütersloher mußten los, die jeweiligen Partner/Familien wollte man ja auch noch mal sehen am Wochenende … (Und ja, die Luft war auch irgendwie raus :-()

Tag 2 war informationsmäßig leider für mich/uns eher ein Griff ins Klo. Toll war das grundlegende Konzept (4er Gruppen, VMs) und die grundsätzliche Orga (sowas für 100+ Leute aufzuziehen, inkl. Internetzugang, Livestreaming: Hut ab!), gut die Location (schade, daß die »Freifunk«-SSID in den Zimmern weder v4- noch v6-Adressen rausrückte; nur im Seminarraum war »Freifunk« mit öffentlichen v4- und v6-Adressen verfügbar). Gut waren auch die Übungen am Samstag, die aber insgesamt viel zu viel Zeit bekamen, leider zu Lasten der eigentlich interessanten Themen. Etwas genervt hat mich das IPv4-Bashing — waren die Routing-Days doch eine IPv4-only-Veranstaltung, was die Inhalte anging. Ja, das wurde eingangs am Samstag erklärt, aber wenn man den ganzen Tag sich mit IPv4-Routing auseinandersetzt, kommt die Aussage, IPv4 sei tot, irgendwie komisch rüber.

Insbesondere, wenn dann in manchen Präsentationen nur IPv4-Statistiken gezeigt werden, weil der Anbieter eben diese auf v6-Basis auch noch nicht anbietet … JA, der IPv4-Addressraum ist verteilt, »alle«. Aber IPv4 ist alive and kickin‘ — die Grabreden deutlich verfrüht. Insbesondere, da RIPE55 nun auch schon rd. 9 Jahre wieder her ist — IPv6 kommt … und bald macht es seinen Füh­rer­schein ;-)

Anyway, zurück zu den »Routing-Days«: insgesamt würde ich noch eine 2- vergeben; es sind halt alles Freiwillige, die auch diesen Event in ihrer Freizeit auf die Beine stellten — alleine dafür schon ein dickes Danke! Etwas mehr Moderation, etwas striktere Einhaltung der Zeitpläne, etwas mehr Vorbereitung beim einen oder anderen Thema, und das nächste Mal dürfte klar im Einserbereich liegen! Die Investition von Zeit (Samstag, Sonntag) und Geld (~ 90,– für Unterkunft und Verpflegung, zzgl. An- und Abreise) hat sich insgesamt aus meiner Sicht gelohnt: danke, FFRL & Orga-Team!

Rückblick #RoutingDays