Die Nachbarn im Münsterland ändern ihre Funkkennung auf »Freifunk«. Warum wir das für einen falschen Schritt halten, wird hier erklärt.
Mit dem Wachstum der Freifunk-Initiativen rückt auch der Name des »eigenen Funknetzes« mehr in den Fokus. Einige Communities finden, daß »Freifunk« als »WLAN-Name« viel besser wäre als das bisherige »ort.freifunk.net«. Das ganze wurde auch auf diversen Mailinglisten diskutiert:
Als ich hier bei den Innenstadt-Zusammenschlüssen angekommen bin, haben die als erstes gefragt, ob man das „bielefeld.freifunk.net“ auch in „badoeynhausen.freifunk.net“ ändern könnte – wegen dem tollen Werbeeffekt. Ich kann das nachvollziehen.
Das ist eine Seite der Medaille, die auch u. a. die Kollegen in Münster umtrieb:
Das (technische) Netz von Freifunk Münster wird nicht nur in Münster Stadt verwendet. Auch in Rorup, Recke, Gescher, Warendorf, Greven, Telgte, Sendenhorst und vielen anderen Orten. Das könnt ihr euch auf der Karte ansehen. Unterm Strich finden sich Knoten im gesamten Münsterland verstreut.
Die Geräte werden – wie es der Idee entspricht – durch Bürger, Vereine, Gemeinden, Unternehmen und Freifunk Gruppen vor Ort aufgestellt und wir helfen wo Bedarf besteht. An diesen Orten ist aber eine Bezeichnung “muenster.freifunk.net” evtl. irritierend. Wieso Münster?
Diese Diskussion kommt natürlich auch im Kreis Gütersloh auf. Allerdings teilen wir nicht die Schlußfolgerungen:
Wir sind dann dazu gekommen das man es mit Ortsangabe vermutlich nie wirklich richtig machen kann. Also weg mit dem Ort! Es ist Freifunk, also nennen wir es so. Fertig. […]
Wenn man z.b. aus Hannover kommt, dann kennt das Gerät vielleicht “hannover.freifunk.net” aber eben nicht “muenster.freifunk.net”.
Südlich von uns (Rheinland/Ruhrgebiet) wird einfach “Freifunk” verwendet. Diese Bezeichnung würden wir auch gerne verwenden.
Technisch gesehen ist es leider problematisch, wenn unterschiedliche Netze unter dem gleichen Namen angeboten werden. In Bereichen, wo sich die verschiedenen Freifunk-Initiativen so nahe kommen, daß man beide Netze empfangen kann, kommt es leider zur Unbenutzbarkeit jener: das Endgerät verbindet sich mit dem stärksten Netz namens »Freifunk«, sollte dies nicht das selbe sein, von wo die aktuelle Konfiguration (IP-Adressen usw.) bezogen wurde, funktioniert der Datenverkehr nicht mehr.
Aus diesem Grund spricht nichts gegen eine großflächig genutzte SSID, die von einer Community betrieben wird; Reibungsverluste mit anderen, angrenzenden Communities gibt es dann nicht. Aber nur »Freifunk«, das erscheint hinsichtlich der Ziele der Freifunk-Bewegung (großflächige Abdeckung, Hierarchielosigkeit und Mitmachmöglichkeit für Jederman) uns zu kurz gesprungen; wir setzen daher nach wie vor auf »guetersloh.freifunk.net«.
Einen Sonderfall haben wir allerdings schon, in Rheda-Wiedenbrück wird normalerweise »rheda-wd.freifunk.net« statt »guetersloh.freifunk.net« ausgestrahlt; dies hängt u. a. mit der Unterstützung durch das dortige Stadtwerk zusammen und damit, daß wir schon länger planen, RHWD auch technisch auf eigene Beine zu stellen.
Die naheliegende Lösung, für jede Stadt bzw. Gemeinde eine eigene WLAN-Kennung zu nutzen, macht es dann für die Benutzer aber wieder sehr aufwendig. Denn in jedem Ort des Kreises Gütersloh müßte man erst einmal nach dem lokalen Freifunk-WLAN suchen und es dann einmalig aktivieren — so wie als Gütersloher schon heute in Rheda oder Wiedenbrück. Würde man so vorgehen wollen, wäre das Kreisgebiet ziemlich zersplittert, wie die Grafik zeigt. Dieser Ansatz erscheint wenig zielführend, oder?
Die eierlegende Wollmilchsau gibt es auch hier offensichtlich nicht; nimmt man global eine SSID, muß man »Funkabstand« zwischen den Netzen halten. Bei zu kleinteiliger Verwendung von SSIDs haben Benutzer nicht wirklich Spaß am System.
Wir planen daher, bis auf weiteres bei der kreiseinheitlichen SSID »guetersloh.freifunk.net« zu bleiben — erstmal mit der Ausnahme RHWD. Wie es da weitergeht, wird die Zukunft zeigen.
Generell werden wir in den nächsten Wochen etwas mehr am Netz schrauben — aber das geschieht – hoffentlich ;-) – unbemerkt im Hintergrund.
So bringt das kommende Firmwareupdate für die Gütersloher Knoten mehr Gateways, sodaß die Last der Knoten und Clients sich besser verteilen sollte. Und es wird später das derzeit kreisweite Netz in drei kleinere Netze aufgeteilt (Gütersloh-Stadt, Gütersloh-Landkreis, Rheda-Wiedenbrück-Stadt); dies dient dazu, die Performance der Teilnetze zu verbessern, indem der sogenannte »Overhead-Traffic«, also das Grundrauschen auf den VPN-Verbindungen, reduziert wird. Aber dazu gibt’s dann noch gesonderte Hinweise, wenn’s soweit ist. Außer den zugewiesenen IP-Adressen sollte sich für Nutzer nichts ändern.