Gestern sorgte ein Artikel auf heise.de für Unruhe im Freifunk-Umfeld. Jetzt liegt eine erklärende Stellungnahme von TP-Link vor.

Unter der Überschrift »Funkregulierung: TP-Link muss WLAN-Firmware sperren« berichtete Heise Online gestern, daß TP-Link, einer der bei Freifunkern ziemlich beliebten Hersteller, welcher im letzten Jahr ja auch 1000 Router dem deutschen Freifunk für die Flüchtlingsvernetzung spendete, anfangen würde, das Aufspielen fremder Firmwares (z. B. DD-WRT, dessen Ursprung OpenWRT oder auch die, auf OpenWRT basierenden, verschiedenen Freifunk-Firmwares) zu unterbinden.

Nun liegt eine Stellungnahme von TP-Link via Facebook vor, die, um es vorweg zu nehmen, etwas besserer klingt:

STATEMENT zur heise Meldung vom 18.02.2016, 07:57 Uhr

Als Reaktion auf die neue Funkregulierung der EU und von Nordamerika bringt TP-LINK Produkte mit länderspezifischer Firmware auf den Markt. Die länderspezifische Firmware ist gesetzeskonform mit den jeweils vorherrschenden Funkrichtlinien. So sind bei der Firmware für den deutschen Markt die hierzulande erlaubten Sendeleistungen und WLAN-Frequenzen ab sofort voreingestellt. Unsere Firmware-Versionen basieren weiterhin auf offenem Quellcode. Auch die Hardware bleibt unverändert. TP-LINK übernimmt keine Garantie für Geräte mit alternativer Firmware.

Auch vorher schon zeichnete sich ab, daß es wohl, ersteinmal, nur schwieriger werden könnte, die TP-Link- durch unsere Freifunk-Firmware zu ersetzen (ich will gar nicht zu sehr in die Details gehen, aber daß es bei TP-Link-Geräten i. d. R. reicht, im TP-Link-Webinterface die (korrekte) Freifunk-Firmware-Datei (»factory«) anzugeben und auf »OK« zu drücken, ist eher eine bequeme Besonderheit bei TP-Link denn die Regel).

Das Grundübel allerdings sind nicht die Hersteller – jene suchen nur den Weg des geringsten Widerstandes, um neue regulatorische Vorschriften pragmatisch umzusetzen; ob eine HW mit der Orginal- oder einer anderen Firmware läuft, ist einem Hardwarehersteller herzlich egal, das Gerät ist verkauft und wenn es »Sekundärnutzer« gibt, stärkt das ja auch noch den Absatz –, das Problem liegt beim Europäische Parlament und dem Rat, die 2014, weitgehend unbemerkt, ein Verbot der Änderungsmöglichkeit von Parametern, die den Funkbetrieb beeinflussen, beschlossen haben (Richtlinie 2014/53/EU), welches am 13. Juni 2016 in Kraft tritt. Siehe dazu auch den ausführlichen Artikel bei heise online.

Neben Freifunk ist hier auch Linux allgemein betroffen, denn vielfach ermöglichen heutzutage erst freie Firmwares für die Funkmodule den Einsatz unter Linux und anderen offenen Systemen. Im Grunde müßte damit auch der gesamte Bereich der »software defined radios« betroffen sein; darüber werden z. B. DVB-T-Sticks zu Empfängern für Flugzeugtransponder …

Welche Einschränkungen diese Richtlinie bewirken wird, wird ggf. erst die Zukunft zeigen; klar ist aber schon jetzt, daß es Kollateralschäden geben wird, denn, da die die Hersteller in die Pflicht genommen werden, ist damit zu rechnen, daß dort stumpf versucht werden wird, die Geräte nur noch von Hersteller stammende Firmwares akzeptieren zu lassen. Solange das »nur« in der Firmware geprüft wird, ist nicht aller Tage abend; aber auch im Embedded-Bereich, also den Plattformen für Heimrouter und WLAN-Access-Points, gibt es mehr und mehr Kryptographie an Bord, sodaß es nur eine Frage der Zeit ist, wann der Eigentümer der Hardware nicht mehr Herr über selbige ist. So, wie Microsoft bei ARM-basierten Windows-Geräten vor Jahren schon die Entmündigung des Eigentümers per »Secure Boot« durchgesetzt hat …

Aber, wie schon angedeutet: viele Wege führen nach Rom, und auch weniger »offene« Hersteller mußten schon OpenWRT auf ihren Geräten »erdulden«. Es mag etwas schwieriger werden, aber im Zweifel machen wir dann halt alle zwei Wochen eine Freifunk-Firmware-Löt-und-Flash-Party mit Klönschnack, Kaffee und Kuchen ;)

Routerdämmerung? Noch nicht …