Eher kurzfristig, durch eine Unterstützungsanfrage der Stadtbibliothek, kam es zu einem »kleinen Feldtest« auf dem Theodor-Heuss-Platz anläßlich des Bürgerfestes 2017.
Freifunk ist ein Mitmach-Projekt, es lebt von der Initiative Einzelner, das Netz auszubauen. Wo möglich, stehen wir mit Know-How und/oder Technik parat, wobei Freifunk kein Produkt ist, sondern immer auch Projekt mit Jugend-forscht-Charakter.
In diesem Fall erreichte uns gut zwei Wochen vor dem Bürgerfesttermin Mitte September eine Anfrage der Stadtbibliothek, ob wir ihnen auch dieses Mal mit Internet aushelfen könnten.
Da es um den Dreiecks- bzw. Theodor-Heuss-Platz ging, in deren Umgebung es schon ein paar Knoten bei Firmen und der Gastronomie gibt, war die Antwort ein gedehntes »wahrscheinlich« — denn der Uplink per UMTS/LTE ist ja in den letzten drei Jahren einfacher und günstiger geworden, der alte »Plan B« würde also in jedem Fall klappen.
Parallel hieß es, die Knotenaufsteller sowie potentielle temporäre Lokationen zu kontaktieren, was sich als überraschend kompliziert erwies: wir sind ein Kernteam von rund 5 Aktiven in Gütersloh, die alle einem (mehr oder minder) geregelten Lohnerwerb nachgehen. Insofern ist die bevorzugte Kommunikation eMail, die möglichst durch unser Ticketsystem läuft. Mailadressen finden sich aber auf den wenigsten Gastronomie-Seiten, stattdessen: Telefon oder Kontaktformular auf der Webseite. Sofern es jene überhaupt gibt, teils beschränkt sich die Internet-Existenz auf eine Facebookseite — und wieder mit Telefonnummer oder Hinweis auf den FB-Chat. Seufz.
Leider fallen Aktionen wie dieser Bürgertag, über den man schon im März informiert hätte sein können, bei uns offensichtlich noch durch’s Raster — Bewerbungen als »Event Information Manager« bitte an info@freifunk-kreisgt.de ;-) Mit entsprechendem Vorlauf wäre sicher mehr möglich gewesen, gerade hinsichtlich der immer mal wieder stattfindenden Events auf dem Dreiecksplatz …
Reißbrett: was wir von Events auf dem Berliner Platz wissen ist, daß ein oder zwei Knoten, zumal, wenn diese AP und Maschennetzwerk gleichzeitig auf einem Kanal machen, spätestens bei zweistelligen Clientzahlen zum Teil des Problem werden. Letztlich führt die Verwendung nur eines Kanals für Mesh & Accesspoints dazu, daß die Weiterleitung der Daten ihre Aussendung/ihren Empfang zum/vom Endgerät behindert und umgekehrt. Insofern sollte die Kommunikation vorzugsweise über möglichst wenige Knoten laufen müssen, und am besten trennt man auch den »Backbone« (das Mesh) vom »Access« (dem Accesspoint), wobei »Access« dann die mit unserem Mesh-Kanal 9 überlappungsfreien 2,4-GHz-Kanäle (1, 5, 13) nutzen sollte. Soweit die Theorie, in der Praxis haben wir leider noch nirgendwo hinreichend Lokationen, um sinnvoll größere Plätze abzudecken, auch nicht auf dem Dreiecks- und Theodor-Heuss-Platz.
Anyway, von den vier geplanten temporären Knoten konnten zwei umgesetzt werden; eine Lokation hat auf die eMail eine Woche vor dem Termin (ja, alles etwas kurzfristig) nicht geantwortet, eine weitere wäre nur telefonisch/per FB-Chat erreichbar gewesen. Lesson learned: für ein Projekt wie Freifunk ist es eine gaaanz schlechte Idee, wenn nur eine Person die Initialkontakte wahrnimmt (und nicht wenigstens Kontaktdetails weitergibt); denn die Lücke bei Ausscheiden aus dem Projekt ist immens … Aber es ist halt, wie es ist; nun müssen wir mit dem auskommen, was wir an (mageren) Infos haben.
Fazit des diesjährigen Engagements: Das »digitale Glas Wasser« hat »meist« funktioniert; am Stand der Stadtbibliothek werkelte wieder eine Fritzbox (diesmal eine 7272) mit LTE-Stick und (HSPA-only) 1&1-D2-SIM als Notnagel-Zugang, darüber waren immerhin ca. 6 MBit/sec up sowie down möglich, über den Freifunk-Knoten dann noch ca. 4-5 MBit/sec.
Am Green’s durften wir dankenswerter Weise außen einen temporären Knoten aufstellen, der das Signal des vorhandenen Freifunkknotens des Green’s nach außen verlängerte und somit auch dem Knoten am Stadtbibliotheksstand einen Funk-Link ermöglichte. Aber: aufgrund der bodennahen Position jenes Routers fungierte die Menschenmasse der Besucher stark abschirmend — »gut« konnte das Setup so nicht funktionieren :-(
Ein weiteres Problem zeigte sich auch relativ schnell: der temporäre Knoten vor dem Green’s (ein TP-Link 841v9, unser Knoten 33330-4830-776a) bekam sehr viel Zulauf, 50 bis über 80 Clients waren zeitweise mit ihm verbunden. Leider sind die 841er nicht für diese Clientzahlen ausgelegt, wie nebenstehende Grafik belegt: jenseits 30-40 Clients neigt das System dazu, spontan neu zu starten. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß die 841 als WLAN-Router für den heimischen Einsatz vorgesehen sind, also für Größenordnungen von bis zu 10 Wireless-Clients konzipiert. Auch diese Erkenntnis ist nicht ganz neu – und mit ein Grund, warum wir vom 841 als Basisgerät abrücken –, aber es ist das erste Mal, daß wir dies konkret dokumentieren können.
Was nehmen wir nun mit? Rund 100 der ca. 200 überdurchschnittlichen Clients an jenem Samstag entfielen auf diese beiden temporären Knoten (am Stand der Stadtbibliothek und vor dem Green’s). Das heißt aber auch: Mit einem Knoten und Mobilfunk-Uplink werden wir da nichts (mehr). Aktuell sendet der Knoten im Green’s gerade mal soweit, daß man innen, und vielleicht noch im Außengastronomiebereich, Freifunk-Empfang hat. Bauen wir mitten auf dem Platz einen neuen Freifunk-Knoten anläßlich einer Veranstaltung auf, zieht dieser erst einmal alle Endgeräte auf sich …
Kurzum: um auf dem Dreiecksplatz, insbesondere bei Veranstaltungen, eine passable WLAN-Abdeckung zu liefern, brauchen wir:
- Mehr Standorte
- Ein, zwei zentrale Uplink-Positionen
- »Am Boden« eine Kombination aus Uplinks, Mesh und Accesspoints
Also, liebe Gütersloher, laßt uns doch zusammen daran arbeiten, dieses (kleine) Ziel zu erreichen! Denn Freifunk ist kein zentralistisches Projekt, es lebt von der lokalen Initiative Einzelner, das Netz auszubauen!
Kontakt: info@freifunk-kreisgt.de.